Wintersemester 2007/08
Thomas Schmidt
VL Ethik und Objektivität (c, d, LA/S2)
Veranst.-Nr. 51007UL 6, 3059; ab Fr., 19.10.07, wöchtl. 10-12 Uhr, Raumänderung: ab 09.11.07 in UL 6, 2091/92
Können moralische Urteile wahr oder
falsch sein, oder drücken wir, wenn wir moralische Stellungnahmen
abgeben, bloß subjektive Einstellungen aus? Und wie ist es um die
Möglichkeit der objektiven Begründung moralischer Normen bestellt?
Solche und verwandte moralphilosophische Grundlagenfragen können als
Ausdruck des Anliegens verstanden werden, über Möglichkeit bzw.
Unmöglichkeit ethischer Objektivität nachzudenken. Diesem Anliegen geht
diese Vorlesung nach. Im Vordergrund steht die Diskussion einschlägiger
Theorieentwürfe, die in der Moralphilosophie der neuesten Zeit
vorgeschlagen worden sind.
PS Was ist ein moralisches Urteil? (c, d, LA/S1)
Veranst.-Nr. 51026UL 6, 3059; ab Fr., 19.10.07, wöchtl. 14-16 Uhr
Wer sagt, dass eine bestimmte
Handlung moralisch inakzeptabel ist, der liegt richtig, wenn die
fragliche Handlung tatsächlich inakzeptabel ist - und wenn wir die
moralische Sachlage anders beurteilen, so nehmen wir dies
gegebenenfalls zum Anlass für Widerspruch. Indes: Ist die Idee, dass
man in moralischen Angelegenheiten richtig oder falsch liegen kann,
überhaupt angebracht? Und wenn nicht: Welchen Grund hätten wir dann,
den moralischen Ansichten anderer Leute zu widersprechen und unsere
moralischen Urteile im Lichte kritischer Anfragen zu begründen?
Inwieweit kann der Anspruch auf Objektivität, den wir mit unseren
moralischen Urteilen zu erheben scheinen, überhaupt eingelöst werden?
Mit Fragen dieser Art werden wir uns in diesem Proseminar
beschäftigen.
Anmerkung:
Das Proseminar eignet sich zur Kombination mit der Vorlesung „Ethik und Objektivität“, kann aber auch unabhängig von dieser Vorlesung besucht werden.
HS Prinzipien in der Ethik (c, d, LA/S1)
Veranst.-Nr. 51067UL 6, 3088; ab Mi., 17.10.07, wöchtl. 10-12 Uhr
Die Möglichkeit vernünftigen
Nachdenkens über moralische Fragen und damit die Möglichkeit der
philosophischen Disziplin Ethik steht und fällt mit der Begründbarkeit
moralischer Prinzipien - so denken jedenfalls viele. Verweisen kann
man, wenn man dieser Auffassung anhängt, zum Beispiel auf bedeutende
Teile der moralphilosophischen Tradition. Denn immerhin können einige
der großen ethischen Theorieentwürfe in erster Linie als Versuch
angesehen werden, moralische Prinzipien (oder gar ein oberstes
Moralprinzip) auszuweisen. In der gegenwärtigen Moralphilosophie ist
vor allem von sog. Partikularisten bestritten worden, dass Prinzipien
diejenige wichtige Rolle in der Ethik zu spielen haben, die ihnen
vielfach zugeschrieben wird. Kritiker von Prinzipienethiken machen
unter anderem geltend, dass kein einziges Moralprinzip (z. B. „Lügen
ist stets moralisch falsch“) ausnahmslos gültig sei. Und eingeschränkte
Grundsätze (z. B. „Lügen ist moralisch falsch, es sei denn, etwas
moralisch hinreichend Gewichtiges spricht für eine Lüge“) hätten mit
Prinzipien, die diesen Namen verdienen, wenig zu tun. - Anhand einer
kritischen Diskussion der wichtigsten der in dieser Kontroverse
einschlägigen Positionen werden wir uns in diesem Seminar mit der Frage
nach dem Stellenwert moralischer Prinzipien auseinandersetzen.
CO Praktische Philosophie/Ethik (c, d)
Veranst.-Nr. 51068UL 6, 3103; ab Do., 18.10.07, wöchtl. 16:15–18:30 Uhr
Dieses Kolloquium richtet sich vor
allem an Studierende unmittelbar vor dem Examen und an Promovierende.
Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener
philosophischer Arbeiten, vornehmlich auf dem Gebiet der praktischen
Philosophie.
Anmerkung:
Die Teilnahme kann nur nach persönlicher Rücksprache vor Semesterbeginn ermöglicht werden.
Norbert Anwander
PS Adam Smiths Theorie der moralischen Gefühle (c, d, LA/S1)
Veranst.-Nr. 51015DOR 24, 1.405; ab Mi., 17.10.07, wöchtl. 12-14 Uhr
Adam Smith (1723-1790) gilt heute vor
allem als Klassiker der Nationalökonomie und Vordenker des
Liberalismus. In seiner Untersuchung über die Natur und den Ursprung
des Wohlstands der Nationen (1776) argumentierte er, dass dem Ziel
eines möglichst großen Wohlstands für alle am besten dadurch gedient
ist, dass jeder einzelne seine egoistischen Interessen verfolgt.
Weniger bekannt ist, dass Smith auch ein bedeutender Moralphilosoph war
und als solcher gerade die Sozialität des Menschen hervorgehoben hat.
Im Zentrum seiner 1759 erschienenen Theorie der ethischen
Gefühle steht die affektive (Über-) Einstimmung mit den anderen,
sowohl mit den uns Nahestehenden als auch mit Fremden. Ganz auf der
Linie seines engen Freundes David Hume verfolgt Smith das Projekt einer
auf die Natur des Menschen verweisenden naturalistischen Erklärung
unserer moralischen Praxis. Dazu entwirft er eine komplexe Theorie
moralischer Gefühle, die in interessanter Weise die Momente von
Affektivität und Unparteilichkeit verbindet. Im Proseminar werden wir
ausgewählte Passagen der Theorie der ethischen Gefühle lesen,
insbesondere zu den zentralen Konzepten der Sympathie und des
unparteiischen Zuschauers. Ergänzend soll unter Einbezug neuerer
Literatur der systematische Gehalt von Smiths Moralphilosophie
diskutiert werden.
Literatur:
Zur Anschaffung empfohlen: Adam Smith, Theorie der ethischen Gefühle, hrsg. und übers. von Walther Eckstein, Hamburg: Meiner 2004.
Anmerkung:
Die Lehrveranstaltung "Adam Smith:
Theorie der ethischen Gefühle" ist im Rahmen des BA-Basismoduls
"Praktische Philosophie" geeignet zur Kombination mit der VL "Ethik und
Objektivität" von Prof. Schmidt.
HS Moralische Motivation (c, d, LA/S1)
Veranst.-Nr. 51050DOR 24, 1.406; ab Do., 18.10.07, wöchtl. 12-14 Uhr
In der Regel tun wir, was wir für
moralisch richtig halten, und unterlassen wir, was wir für moralisch
falsch halten. Für so genannte Internalisten ist das kein
Zufall, denn moralische Urteile sind ihrer Meinung nach notwendig mit
entsprechender Motivation verbunden. Externalisten halten
dagegen die Figur des Amoralisten, der aufrichtig eine Handlung als
moralisch geboten beurteilt, dabei aber völlig indifferent bleibt, für
durchaus möglich. Das Verhältnis von moralischem Urteil und moralischer
Motivation spielt eine zentrale Rolle in der gegenwärtigen
metaethischen Debatte. Aber auch auf der Ebene normativer Ethik ist das
Thema der moralischen Motivation einschlägig: Handeln tugendhafte
Menschen unmittelbar aus Mitleid und Sympathie, oder sind es wie bei
Kants „Handeln aus Pflicht“ höherstufige Prinzipien, von denen sich der
moralische Akteur leiten lässt? Gibt es das eine moralische Motiv, oder
können genuin moralische Handlungen auf unterschiedliche Motive
zurückgehen? Diesen und weiteren Fragen zur moralischen Motivation
werden wir im Seminar auf der Grundlage von Texten aus der
gegenwärtigen Diskussion nachgehen. Dabei soll auch ein Seitenblick auf
die empirische Moralforschung geworfen werden.
Literatur:
Ein Reader mit der im Seminar behandelten Literatur steht auf Semesterbeginn zur Verfügung.
Jan Gertken
PS Gilt das Folterverbot ausnahmslos? (c, d, LA/S1)
Veranst.-Nr. 51 038DOR 24, 1.406; ab Di., 23.10.07, wöchentl. 18-20 Uhr
Die nahe liegende Antwort auf die Frage, ob Foltermaßnahmen rechtfertigbar sind, besteht in einem eindeutigen „Nein!“. Dies ist verständlich und erfreulich, schließlich handelt es sich bei der Abschaffung der Folter um eine zentrale rechtstaatliche Errungenschaft und bei der Ablehnung der Folter um einen wesentlichen Bestandteil des modernen demokratischen und humanistischen Selbstverständnisses. Gleichwohl wird in der Öffentlichkeit wie auch unter Philosophen und Juristen immer wieder die Frage diskutiert, ob sich Ausnahmen vom Folterverbot unter extremen Umständen doch rechtfertigen lassen. Im Seminar sollen die Argumente und Überlegungen sowohl von Kritikern als auch von Verteidigern eines absoluten Folterverbots auf ihre Schlüssigkeit und Plausibilität hin untersucht werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf zentrale Positionen der normativen Ethik, die rechtliche Situation in Deutschland und den Begriff der Würde näher eingegangenwerden.