Kommentiertes Verzeichnis der Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019
PS Philosophische Religionskritik
Geert Keil
Veranstaltungsnummer: 51020
UL 6, 2093; ab Mi., 08.04.2019, wöch. 10-12 Uhr
Das Phänomen des religiösen Glaubens hat die Philosophie seit jeher zur kritischen Auseinandersetzung herausgefordert. Das Seminar beschränkt sich auf diejenige Art von Religionskritik, die sich auf philosophische Argumente stützt.
Zunächst werden wir sortieren, an welchen Aspekten von Religion sich die Kritik entzündet. Die aufklärerische Religionskritik des 18. Jahrhunderts argumentierte primär autoritäts- und dogmatismuskritisch. Kirchenkritik wird aber kein Gegenstand des Seminars sein. Im 19. Jahrhundert ist die ideologiekritische (Priesterbetrugstheorie, Opium des Volkes) und die genealogisch-anthropologische Religionskritik (Projektionsthese, christliche Sklavenmoral) einflussreich gewesen. In der Gegenwartsphilosophie, aber auch schon bei Hume und Kant, stehen rationalitäts- und erkenntnistheoretische Fragen im Vordergrund: Was spricht für, was gegen die Existenz Gottes? Wie verhalten sich Glaube und Wissen zueinander? Darf man nur glauben, wofür man gute Gründe hat? Wie verhält sich der Glaube zur Hoffnung? Wann geht Hoffnung in Selbsttäuschung über? Wie soll man mit unbeantwortbaren Fragen umgehen? Lässt sich religiöser Glaube mit einem wissenschaftlichen Weltbild vereinbaren? Gibt es einen spezifischen Modus religiöser Erfahrung?
Das Seminar wird so angelegt sein, dass wir uns über klassische Texte (Hume, Kant, Feuerbach, Marx, Nietzsche) in die Gegenwartsphilosophie vorarbeiten.
CO Philosophisches Kolloquium / Philosophical Colloquium
Geert Keil
Veranstaltungsnummer: 51064
UL 6, 3036; ab Do., 11.04.2019, wöch. 10-13 Uhr
Das Kolloquium wendet sich an Masterstudierende, Examenskandidaten und Doktoranden. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener Texte, insbesondere von Masterarbeiten, und zur gemeinsamen Lektüre aktueller Forschungsliteratur. Es wird mehrere thematische Schwerpunkte geben, die in der ersten Sitzung gemeinsam festgelegt werden. Wer teilnehmen möchte, melde sich bitte bei kerstin.helf@hu-berlin.de an.
HS John Rawls, A Theory of Justice
Christoph Schamberger
Veranstaltungsnummer: 51053
UL 6, 1072; ab Di., 10.04.2019, wöch. 16-18 Uhr
"A Theory of Justice" von John Rawls zählt zu den wichtigsten Büchern der Politischen Philosophie, ja ein großer Teil der zeitgenössischen Politischen Philosophie ist eine Auseinandersetzung mit diesem epochalen Werk. Ausgehend von der Frage, wie einegerechte Gesellschaft beschaffen sein sollte, entwirft Rawls mit dem Schleier des Nichtwissens eine
Methode, mit der er zwei Prinzipien der Gerechtigkeit herausarbeitet. Darüber hinaus verhandelt Rawls Grundfragen der Ethik, kritisiert den Utilitarismus und entwickelt eine an Kant angelehnte Vertragstheorie. Rawls' Argumentation ist im Einzelnen brillant, allerdings ist sein Werk auch von Spannungen durchzogen, die die Diskussion seines Werks so spannend machen. So fordert sein oberstes Gerechtigkeitsprinzip, die Freiheiten jedes Individuums so weit zu maximieren, wie dies mit den gleichen Freiheiten der anderen vereinbar ist - Rawls bezeichnet seine Position daher als politischen Liberalismus. Das zweite Gerechtigkeitsprinzip verlangt indes, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur so weit zuzulassen, wie sie den Benachteiligten den größten Vorteil bringen - diese Forderung ließe sich vermutlich nur in einem sozialistischen Wirtschaftssystem umsetzen. In diesem Lektüreseminar werden wir die ersten vier oder fünf Kapitel textnah interpretieren und diskutieren, wobei wir die englischsprachige Originalausgabe (Revised Edition 1999) zugrunde legen.
UE Argumentation und Sprache (StO 2007) / Schreiben und Argumentieren (StO 2014)
Christoph Schamberger
Veranstaltungsnummer: 51035
UL 6, 2014B; ab Di., 09.04.2019, 18-22 Uhr (14-tgl.)
Diese Übung ist für Studierende, die 1. keine Abneigung gegen diemoderate Anwendung logischer und mathematischer Verfahren in derPhilosophie haben (Vorkenntnisse sind nicht erforderlich) und 2. bereitsind, an ihrem sprachlichen Stil und ihren Argumenten zu feilen. DieTeilnehmenden schreiben während des Semesters kleinere Stellungnahmenund zwei kurze Hausarbeiten – eine Hausarbeit auf Deutsch und eine aufEnglisch. Die Entwürfe werden wir in entspannter Atmosphäre gemeinsambesprechen und verbessern.Alle Schreibaufgaben sind während des Semesters zu erledigen. Planen Siedaher bitte wöchentlich etwa 8 Stunden Vorbereitungszeit ein. DieTechniken des wissenschaftlichen Arbeitens wie das Zitieren oder dasErstellen eines Literaturverzeichnisses sind nicht Gegenstand der Übung. Es wird vorausgesetzt, dass sie aus dem Besuch eines Tutoriums odereiner anderen Veranstaltung bekannt sind.Die Sitzungen dauern meist 4 Stunden und finden im Durchschnitt jedezweite Woche statt. Ein genauer Zeitplan wird zu Beginn des Semestersvereinbart.
Juliane Jüngling
Veranstaltungsnummer: 51081
UL 6, 2014B; ab Do., 11.04.2019, wöch. 14-16 Uhr
Die Rede von Sozialen Konstruktionen ist heute allgegenwärtig. Insbesondere in den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften werden die verschiedensten Gegenstände als sozial konstruiert ausgezeichnet – Fakten, Theorien, Frauen und Männer, Krankheit, die Natur, biologische Geschlechter (sex) oder gar die Wirklichkeit. Im Seminar werden wir die verschiedenen Konstruktionsthesen auf ihren Gehalt und ihre Begründungen hin analysieren. Dabei werden wir Einblick in einige wesentliche Debatten der Metaphysik, Erkenntnistheorie und Wissenschaftsphilosophie gewinnen.