Nachruf auf Herbert Schnädelbach (1936-2024)
Nachruf auf Herbert Schnädelbach (1936-2024)
Das Institut für Philosophie trauert um seinen Emeritus Herbert Schnädelbach.
Schnädelbach wurde 1993 auf den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie berufen, gestaltete maßgeblich den Neuaufbau des Instituts mit und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 2002.
Nach Stationen in Frankfurt und Hamburg führte Schnädelbach in seiner Berliner Zeit seine Arbeiten zur Rationalitätstheorie fort, setzte sich zunehmend kritisch mit Hegel auseinander, wandte sich der analytischen Philosophie zu und löste eine öffentliche Debatte über „sieben Geburtsfehler des Christentums“ aus, die weit über die Universität hinausstrahlte. Es entstanden neben vielen Aufsätzen ein umfangreicher Kommentar zu Hegels praktischer Philosophie (2000), zwei Bände mit Vorträgen und Abhandlungen – Philosophie in der modernen Kultur (2000) und Analytische und postanalytische Philosophie (2004) – sowie eine Reihe von Einführungen: Hegel (1999), Erkenntnistheorie (2002), Kant (2005), Vernunft (2007).
Die Spannweite seiner Lehrveranstaltungen war groß. Schnädelbach hat Seminare zu Frege, Wittgenstein, Strawson, Tugendhat, Quine und Davidson abgehalten, aber auch zu Platon, Kant und Hegel, zu Heidegger, Foucault und Lyotard. Gerahmt wurde seine Berliner Lehrtätigkeit von der Antrittsvorlesung "Hegels Lehre von der Wahrheit" und der Abschiedsvorlesung "Das Gespräch der Philosophie", die auf dem Publikationsserver der HU abrufbar sind.
Die ihn noch erlebt haben, werden ihn als Lehrer und Kollegen in Erinnerung behalten, der ansteckenden Enthusiasmus für die Philosophie ausstrahlte. Er schöpfte aus einem großen Fundus und es war stets ein Gewinn, mit ihm philosophisch zu streiten. Im Gespräch mit allzu Vorverständigten pflegte er zu mahnen, dass auch an Gegenpositionen etwas Wahres sein könnte.
Herbert Schnädelbach starb am 9. November in Hamburg. Ein ausführlicherer Nachruf ist in der Frankfurter Rundschau erschienen.
Das Institut bleibt sich dessen bewusst, dass es seine erworbene Reputation auch denjenigen verdankt, die nicht mehr da sind.