Veranstaltungen 2010-2021
Veranstaltungen, Tagungen und Workshops 2021 -2010
15. Dezember 2020, Critical Theory in Context:#DemocratizingWork - Über Sozialismus reden #2mit Frigga Haug und Julia Fritzsche
Für einen kurzen Augenblick konnte es so scheinen, als habe die Corona-Pandemie endlich das breite gesellschaftliche Bewusstsein dafür geschaffen, wie wichtig Pflege und Sorge für uns alle sind. Zu wichtig, um genau zu sein, um sie weiter unter so schlechten Bedingungen wie gegenwärtig zu organisieren. Das Home-Schooling im Home-Office, der Pflegenotstand in Krankenhäusern und Altenheimen schienen endlich die nötige Aufmerksamkeit für die Belastungen und prekären Bedingungen alltäglicher Sorge zu erzeugen. Eine Tarifrunde und einen Kinderbonus später stellt sich Ernüchterung ein. Wir wollen deshalb mit Frigga Haug und Julia Fritzsche diskutieren. Beide sagen seit langem, dass mehr Pflegekräfte und eine höhere Bezahlung allein, die Krise der Sorgearbeit nicht überwinden werden. Gebraucht werde vielmehr ein neues Verständnis menschlicher Tätigkeit und gesellschaftlicher Arbeitsteilung. Aber wie soll sie konkret aussehen, die Sorge und Pflege in einer Gesellschaft, in der sie weder zur unbezahlten Domäne von Frauen privatisiert noch professionalisiert, aber dafür den Gesetzen der Ökonomisierung unterworfen werden? Frigga Haug hat als marxistische Feministin den besonderen zeitlichen Charakter von Sorgearbeit herausgearbeitet und mit dem Vier-in-Einem-Konzept schon 2011 einen radikalen Vorschlag für ein neues Verständnis von Arbeit gemacht, in dem Sorge, Kultur und Politik auch einen Platz haben. Julia Fritzsche plädiert in Tiefrot und radikal bunt (Nautilus 2019) für eine neue linke Erzählung, die den Wunsch nach anderen menschlichen Beziehungsweisen auch auf dem Gebiet der Sorgearbeit artikuliert und wirkmächtig werden lässt. |
4. November 2020, Critical Theory in Context:#Democratizing WorkOnline conversation with Neera Chandhoke, Isabelle Ferreras, and Lisa Herzog moderated by Rahel Jaeggi |
#DemocratizingWork „Arbeitende Menschen sind sehr viel mehr als bloße ‚Ressourcen‘. Dies ist eine der zentralen Lehren aus der gegenwärtigen Krise.“ Mit diesen Worten beginnt der weltweite politische Aufruf mehrerer tausend Wissenschaftler*innen, die die Corona-Pandemie als Anlass nehmen, um eine gerechtere Gestaltung der gegenwärtigen Arbeitswelt zu fordern. Unter den Schlagwörtern der „Demokratisierung“, „Dekommodifizierung“ und „nachhaltigeren Gestaltung“ der Arbeit, argumentieren die Initiator*innen dafür: 1. den Betriebsräten in Unternehmen die gleichen Stimmrechte wie den Aufsichtsräten einzuräumen, 2. Arbeit nicht ausschließlich als Ware und über Marktmechanismen, sondern durch die Schaffung einer Arbeitsplatzgarantie zu organisieren und 3. diese Ziele im Einklang mit einem „Green Deal“ umzusetzen, der den gegenwärtigen ökologischen Herausforderungen Rechnung trägt. Wie weit die Transformation der gegenwärtigen Arbeitswelt reicht, die hieraus folgen würde, hängt maßgeblich davon ab, welches Verständnis von Demokratie diese Forderungen begründet und was genau unter der Dekommodifizierung der Arbeit verstanden wird. Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „In Context“ diskutieren wir diese Fragen mit drei der Hauptinitiator*innen dieses Aufrufs – Neera Chandhoke, Isabelle Ferreras und Lisa Herzog. Die Liste der Probleme und Widersprüche ist lang, die die Corona-Pandemie in der gegenwärtigen Arbeitswelt sichtbar gemacht hat. Zunächst einmal zeigt sich in der Pandemie, dass es schwierig ist überhaupt von einer Arbeitswelt zu sprechen. Auf der einen Seite findet sich die relativ geschützte Welt der hochqualifizierten Anstellungsverhältnisse, die den normativen Standards moderner Arbeitsgesellschaften weitestgehend entspricht. Auf der anderen Seite die Welt der unterbezahlten, prekären Arbeit, die diesen Standards zuwiderläuft. Die Grenzen dieser unterschiedlichen Welten sind maßgeblich von den politischen und sozialen Ungleichheiten bestimmt, die entlang der Linien von class, race und genderverlaufen. In der Pandemie haben sich nun gerade die unterbezahlten und prekären Tätigkeitsfelder als „systemrelevant“ erwiesen. Darüber hinaus hat die Pandemie sichtbar gemacht, wie stark westliche Industrienationen abhängig von Arbeiter*innen und Produkten aus Ländern sind, deren Bürger*innen gleichzeitig die legale Migration und der Zugang zu nationalen Arbeitsrechten verwehrt wird. Wie weitreichend muss die Transformation der Arbeitsverhältnisse und ihrer Institutionen sein, um eine gerechtere Gestaltung der gegenwärtigen Arbeitswelt zu ermöglichen? Bedarf es bloß wirksamerer politischer Mittel, um die bereits anerkannten normativen Standards durchzusetzen? Oder sollten wir das Verständnis von Arbeit in Frage stellen, welches unsere normativen Standards und Arbeitsinstitutionen prägt?
Neera Chandhoke ist Fellow des „Indian Council of Social Science Research“ und war Professorin für Politikwissenschaft an der Universität von Delhi. In ihrem letzten Buch „Rethinking Pluralism, Secularism and Tolerance. Anxieties of Coexistence“ (2019) untersucht Chandhoke, wie Menschen verschiedener Sprachen, Religionen und Ethiken in gegenseitiger Würde und Respekt zusammenleben. Isabelle Ferreras ist Soziologin, Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Universität von Louvain (Louvain-la-Neuve, Belgien). In ihrem Buch „Firms as Political Entities. Saving Democracy through Economic Bicameralism“ (2017) schlägt Ferreras vor, Unternehmen in einer „Zwei-Kammer-Struktur“ zu organisieren, die den Betriebsräten die gleichen Stimmrechte einräumt wie den Aufsichtsräten. Lisa Herzog ist Professorin an der Philosophischen Fakultät und am Zentrum für Philosophie, Politik und Wirtschaft der Universität Groningen. In ihrem Buch „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf“ (2019) plädiert Herzog für eine politische Gestaltung der gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitswelt, die Arbeit als eine wesentliche Quelle der sozialen Integration begreift. |
2 Oktober 2020, Critical Theory in Context:Corona within Precarity Capitalism: Current Political Alternatives and the Role of CritiqueOnline conversation with Albena Azmanova, moderated by Jonathan Klein |
Organized by the Center for Humanities and Social Change Corona within Precarity Capitalism: Current Political Alternatives and the Role of Critique Im Anschluss an die Krise der Gesundheitssysteme und den sozialen Lockdown offenbart die Corona-Pandemie mehr und mehr ihre sozioökonomischen Folgen. Die Krise trifft dabei auf bereits vorhandene soziale Dynamiken, Probleme und Potenziale, die die Bedingungen dafür darstellen, welche Art wirtschaftlicher Erholung möglich und politisch gewollt sein wird. In ihrem jüngsten Buch Capitalism on Edge (Columbia University Press, 2020) hat Albena Azmanova die gegenwärtige sozioökonomische Konstellation als „precarity capitalism“ analysiert. Sie argumentiert, dass allgemeine Unsicherheit (Prekarität) und nicht Ungleichheit das größte soziale Problem unserer Zeit darstellt. Dies eröffnet neue Wege für emanzipatorische Kritik und radikale Politik. Mit Albena Azmanova diskutieren wir im Rahmen ihrer Analyse, was die Corona-Pandemie und ihre Folgen bedeuten. Welche politischen Alternativen gibt es derzeit im Hinblick auf das sozioökonomische Krisenmanagement? Was sind die zentralen Widersprüche und Potentiale für emanzipatorischen sozialen Wandel im Prekaritätskapitalismus – und wie werden diese Widersprüche und Potentiale durch Corona beeinflusst? Und was ist die Rolle der Kritik in diesen Zeiten wichtiger politischer Entscheidungen und zunehmender sozialer Unruhen? Die Veranstaltung findet auf Englisch statt. |
17 Juni 2020, Critical Theory in Context:Borders and Solidarity in Times of CoronaOnline conversation with Manuela Bojadžijev and Muhammad al-Kashef, moderated by Robin Celikates |
Organized by the Center for Humanities and Social Change with Manuela Bojadžijev and Muhammad al-Kashef, moderated by Robin Celikates (deputy director Center for Humanities and Social Change/FU Berlin) While the coronavirus pandemic in a way affects us all, recent developments have made it abundantly clear that not all are affected equally. Both the spread and the impact of the novel coronavirus are profoundly mediated by social and political inequalities that structure societies along the lines of class, race and gender. These inequalities are, among others, upheld, reproduced and intensified by the international border regime. The current pandemic has obscured the plight of refugees around the world as much as it has exacerbated it. Refugee camps – at the borders of the EU and elsewhere – have become the crucible of this crisis just as much as they condense the structural violence of the border regime more generally. While campaigns such as #LeaveNoOneBehind have mobilized some public attention, the catastrophic effects of the pandemic continue to be especially harsh at the border, in a form that is intensified by the border. In this conversation with the anthropologist and migration scholar Manuela Bojadžijev (HU Berlin) and the researcher and activist Muhammad al-Kashef (Watch The Med Alarm Phone) we explored the changing dynamics of borders and solidarity in times of corona: How does the total closure of borders affect migration and especially the situation of refugees at the borders of Europe? How does this closure relate to the demand of contemporary capitalism for ‘cheap’ migrant labor e.g on German asparagus farms? What prospects are there for solidarity in a time of disaster nationalism? Which practices and mobilizations can redeem the promise of solidarity to create a relation of symmetry in contrast to the asymmetries of humanitarian help? |
27 May 2020, Critical Theory at Work:Corona-Capitalism: Struggles over NatureOnline conversation with Andreas Malm, moderated by Rahel Jaeggi |
Corona-Capitalism: Struggles over Nature – A conversation with Andreas MalmOrganized by the Center for Humanities and Social Change (HU Berlin) and the Department of Philosophy and Humanities (FU Berlin) (Rahel Jaeggi and Robin Celikates)
At first sight, the coronavirus pandemic is just another random natural disaster. On a closer look, however, the pandemic unfolds in confrontation with pre-existing social institutions. Andreas Malm’s analysis goes even further. In his recent book Corona, Climate, Chronic Emergency: War Communism in the Twenty-First Century (forthcoming with Verso books) he argues that the origin and proliferation of this plague are tightly intertwined with global capitalist production that destroys natural habitats, consumes land and wildlife, trades commodities around the globe, and moves people from one side of the planet to the other at a speed unprecedented in history. Malm’s analysis places capitalism at the heart of the natural disaster, thereby implying a remedy that not only treats symptoms, but eradicates the root causes of the evil. Andreas Malm is Associate Senior Lecturer in Human Ecology at Lund University and currently Fellow at the Humanities and Social Change Center Berlin. His research focuses on the climate crisis and political strategies to deal with it. He worked especially on the politics of fossil fuels and on the relation of society and nature. Malm is the author of Fossil Capital: The Rise of Steam Power and the Roots of Global Warming (Verso, 2016) and The Progress of This Storm: Nature and Society in a Warming World (Verso, 2018). |
14 May 2020, Critical Theory In Context:Corona im Kapitalismus - Ende des Neoliberalismus? |
Corona im Kapitalismus: Führt die Krise zum Ende des Neoliberalismus?Mit Ulrike Herrmann und Alex Demirović Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Für wie lange noch und mit welchen gesellschaftlichen Auswirkungen ist ungewiss. Einigkeit besteht hingegen bei der Einschätzung, dass wir gegenwärtig mit einer einschneidenden Krise konfrontiert sind. Doch um was für eine Krise handelt es sich eigentlich genau? Ist es eine Krise der Gesundheitssysteme, die drohen unter dem Ansturm Schwerkranker zusammenzubrechen? Krisen sind – nicht nur der griechischen Ursprungsbedeutung des Wortes nach – Momente der Entscheidung. In ihnen fällt das Urteil, wie tragfähig die von ihnen betroffene Lebensform ist. Auch die Corona-Krise stößt uns nicht einfach nur zu; selbst da wo sie als unverfügbare Naturkatastrophe von außen über uns hereinzubrechen scheint wird sie zur gesellschaftlichen Krise sofern sie auf bestehende soziale Institutionen, Praktiken und Strukturen trifft. Als solche ist sie immer auch das Produkt unserer kapitalistischen (Re)Produktions- und Lebensweise und fördert tiefere Dysfunktionalitäten zutage. Umso mehr hängt davon ab, wie die Krise genau gefasst wird: Ob als Krise der Globalisierung, in der sich nicht nur die Anfälligkeit weltumspannender Lieferketten und die Gefahren des internationalen Reiseverkehrs zeigen, sondern paradoxerweise angesichts eines Virus, das keine Grenzen kennt, nationalstaatliche Besitzstandswahrung überstaatliche Solidarität übertrumpft; ob als Krise neoliberaler Austeritäts- und Privatisierungspolitik, die das Gesundheitssystem schon vor der Pandemie in einen fragilen Zustand gebracht hat; ob als Krise der Arbeit, die zeigt, dass entscheidende Tätigkeiten der sozialen Reproduktion im Care- und Logistikbereich gesellschaftlich disqualifiziert und nur unzureichend entlohnt werden; ob als Krise der sozialen Segregation, in der soziale Benachteiligung arme und diskriminierte Menschen, aber auch ganze Regionen des globalen Südens der Infektion und der ökonomischen Deprivation ungeschützt aussetzt. Eine Pandemie führt jede Gesellschaftsform an ihre Grenzen, aber mit Blick auf die spezifisch kapitalistischen Dimensionen der Krise, stellt sich die Frage nach Schlüssen, die aus der jetzigen Situation gezogen werden sollten. Dass die Corona-Krise bestehende Probleme und Widersprüche des neoliberalen Kapitalismus verstärkt und wie unter einem Brennglas hervortreten lässt, hat zu Prognosen Anlass gegeben, der Neoliberalismus finde in der gegenwärtigen Krise sein Ende. Tatsächlich werden in der Krise bis eben noch scheinbar selbstverständlich vorherrschende Auffassungen etwa zur Staatsverschuldung oder die Logiken der Ökonomie mit Verweis auf ein höheres Gut schlagartig außer Kraft gesetzt, selbst von der staatlichen Übernahme von Industriebetrieben war sehr schnell die Rede. Doch wie steht es tatsächlich um die gesellschaftlichen Alternativen? Welches sind die |
6-10 July 2020: Critical Theory Summer School:Foundations of Solidarity: POSTPONED |
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Despite a widespread diagnosis that solidarity is in crisis, appeals to solidarity are ubiquitous today. We encounter them on the level of personal and professional relations but also with regard to institutions and systems of social security and welfare. They gain a dramatic character when human lives are in danger, e.g. when refugees have to cross the Mediterranean in floating death traps or when climate change is devastating the livelihood of whole populations. In all these cases, appeals to solidarity are invoking a ‘we’: We, the family or friends; we, the co-workers or professionals of our branch; we, the members of a national community or a social collective; we, leftists or members of a political movement; we, human beings; … How can the materialist foundations of actual solidarity be rethought without falling back into tacit assumptions of social homogeneity? Class, gender, race, nation, and even humanity have all lost their status as matters of course. Given the effects of sexism and racism, theories of solidarity have to take into account the complex contradictions of capitalist societies which divide subaltern and exploited groups on the domestic level as well as globally. Appeals to solidarity hence run into an uncertainty concerning the foundations of solidarity. Is solidarity the result of a shared form of life or of collective practices? Does it stem from similar experiences or a common situation? Is it marked by adversity or a common enemy? Or is it the effect of a shared devotion to a common cause? The summer school will involve plenary lectures and discussions, reading sessions, smaller group discussions and panel debates. Only the latter will be open to the broader public. We will explore classical approaches such as Émile Durkheim’s analysis of the modern division of labour, Karl Marx’s claim the proletariat is a universal class that will found society on new relations of solidarity, and Iris Marion Young’s concept of seriality. Besides such classics, we will discuss with leading contemporary theorists of solidarity (several of which will be present as instructors) whether or not current approaches of solidarity open up new perspectives for universalism.
To apply for participation, graduate students and junior scholars are invited to submit a precis of their take on core issues in the debate on solidarity and a CV (each document 1 page max.). The precis should show which particular background knowledge and systematic positions the applicants would contribute to our joint discussions. Deadline for applications: March 1st, 2020, by e-mail to: CTsummerschool@hu-berlin.de There is a fee of 300,-€ for the Summer School and participants have to fund their own travel, accommodation and catering. In exceptional cases, participants can be exempted from the fee. Students from Berlin Universities do not have to pay the participation fee. Please check our FAQs for further information. Instructors: Hauke Brunkhorst (Europa-Universität Flensburg) Organizers: Robin Celikates, Rahel Jaeggi, Susann Schmeißer, Christian Schmidt (Center for Humanities and Social Change, You can also download the Call for Applications |
Veranstaltungen, Tagungen und Workshops 2019
12.12.19: Critical Theory in context:Über Sozialismus reden |
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Vor dem Hintergrund der gescheiterten Staatssozialismen und der Krise des Sozialismus in Lateinamerika war der Begriff „Sozialismus“ lange Zeit verpönt, wenn es darum ging, aktuelle politische und soziale Probleme zu diskutieren. Gegenwärtig werden jedoch in den westlichen Demokratien die Stimmen lauter, die eine Wieder- und Neubelebung sozialistischer Projekte fordern. In den Mutterländern des Neoliberalismus, den USA und Großbritannien, können Politiker*innen, die sich offen für einen „demokratischen Sozialismus“ aussprechen, in den letzten Jahren wieder breite Massen mobilisieren. Und auch in der akademischen Welt gibt es Versuche, neue Debatten über das Konzept des Sozialismus anzustoßen. Dabei ist unbestritten, dass eine jede Wiederbelebung des Konzepts die Geschichte der realen Sozialismen kritisch reflektieren muss. Strittiger sind die Fragen, wie genau ein sozialistisches Zukunftsprojekt zu verstehen und zu realisieren ist und welche gesellschaftlichen Bereiche es umfassen sollte. Von ihrer Beantwortung hängt ab, was genau unter „Sozialismus“ verstanden wird. Wie weitreichend sind die gesellschaftlichen Transformationen, die unter den Begriff des Sozialismus gefasst werden? Stellt sich ein sozialistisches Zukunftsprojekt im Wesentlichen als alternative Wirtschaftsordnung dar? Oder betrifft das, was unter den Begriff des Sozialismus fällt, die tiefer liegende (moralische) Idee eines alternativen Freiheitsverständnisses, das sich von dem des Liberalismus abgrenzt? Gibt es überhaupt die Idee des Sozialismus oder bedarf es vielfältiger Sozialismen, um den Weg in eine solidarische Moderne anzustoßen? Diese Fragen wollen wir am 12. Dezember in der Vierten Welt mit Lea Ypi (London School of Economics), Giacomo Corneo (Freie Universität Berlin) und Michael Brie (Rosa-Luxemburg-Stiftung) diskutieren. Die Veranstaltung ist der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe zum Thema Über Sozialismus reden, die wir in den kommenden Semestern fortführen werden.
Location: 6:00 pm - 9:00 pm, 12. Dez. 2019 |
5.-6.12.19: Critical Theory at work:Workshop 50 Years on: New Readings of Adorno |
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Bei der Frankfurter Adorno-Konferenz 2003 konstatierte Axel Honneth eine „dramatische Abkehr“ von Adornos Philosophie und beklagte das Fehlen eines „vitalen, spannenden Forschungsmilieus“. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Neue Interpretationsansätze haben Adornos Philosophie für die systematischen Debatten der Gegenwart fruchtbar gemacht. Anlässlich des 50. Todestages von Adorno veranstalten wir einen internationalen Workshop, der Vertreter*innen dieser neuen Interpretationsansätze zusammenbringt. Gemeinsam wollen wir diskutieren, inwiefern durch die Rückkehr zu Adorno aktuelle Debatten in der Sprach-, Moral- und Sozialphilosophie vertieft werden können. Adornos Beispiel folgend, verbindet der Workshop diese Themen dabei mit ästhetischen und epistemologischen Fragestellungen. So wollen wir nicht nur der Komplexität seines Denkens gerecht werden, sondern zugleich der Verengung der zunehmend spezialisierten Fachphilosophie entgegenarbeiten. Mit Beiträgen von Jay Bernstein, Julia Christ, Fabian Freyenhagen, Katia Genel, Agnès Grivaux, Antonia Hofstätter, Philip Hogh, Bastian Ronge, Arvi Särkelä. Da die Anzahl der Teilnehmerplätze begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 3. November 2019 unter workshops.sozialphilosophie@hu-berlin.de. Die Teilnehmer*innen werden zeitnah benachrichtigt und erhalten weitere Informationen sowie einen Reader mit den Texten der Vorträge.
Location: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Lichthof (EG) |
05.07.19: Critical Theory Roundtable:Crisis of Democracy or Crisis of Reason? |
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With Andrew Arato (New School for Social Research, New York), Jean Cohen (Columbia University, New York), Fabian Freyenhagen (University of Essex), Regina Kreide (Justus-Liebig-Universität Gießen) and Frederick Neuhouser (Columbia University). Moderated by Rahel Jaeggi (Humboldt-Universität zu Berlin). Organized by the Humanities and Social Change Center Berlin (Humboldt-Universität zu Berlin) in cooperation with the Frankfurt Institute for Social Research and the New School for Social Research. Democracy is in crisis. Phenomena such as the electoral success of authoritarian leaders as well as the growing distrust in public institutions and media certify this. But what are the underlying reasons for such developments? Is this crisis democracy’s own crisis, or does it originate elsewhere in the social order? In the early Frankfurt School, analyses of regressive tendencies aimed at tracing political pathologies back to underlying social contradictions, questioning the very compatibility of liberal democracy and late capitalism. Irrationality, as well as reason itself, was attributed not just to individual persons, but also to their collective way of organizing life. But what does it mean to speak of actual and potential reason in society? Where would it be located and how can we assess it? Is it already actualized within modern institutions, and if not, then which kind of transformations would bring it about?
Location: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Senatssaal. |
01.-06.07.19: International Critical Summer School.Demcracy and Social Unreason. |
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Democracy is in crisis. Various phenomena such as the electoral success of authoritarian leaders, distrust in public institutions and media, rising social tensions, neo-nationalism and reactionary family politics certify this. But what are the underlying reasons for such developments? Is this crisis democracy’s own crisis, or does it originate elsewhere in the social order? In the early Frankfurt School, analyses of regressive tendencies aimed at tracing political pathologies back to underlying social contradictions, questioning the very compatibility of liberal democracy and late capitalism. Even critiques of individual aspects, such as the authoritarian character, were primarily meant to criticize the societies which produce such effects. Irrationality, as well as reason itself, was attributed not just to individual persons, but also to their collective way of organizing life. But what does it mean to speak of actual and potential reason in society? The idea originated in Hegel’s reconstruction of ethical life and influenced later materialist and sociologist theories of society, which located rationality in societal differentiation, cooperation and integration. However, both the assumption of a systemic cohesion of society in its totality and the ideal of a fully rational order are theoretically demanding and have on various occasions been questioned by critical theorists themselves. In the face of evident unreason, a new assessment of our frameworks for theorizing modern societies and their ensuing criteria for rationality seems pressing and can draw from the strengths of both social and political analyses. Besides classics such as Hegel, Marx, Durkheim, Horkheimer and Adorno we will study contributions by leading contemporary theorists of democracy and society, several of which will be present as instructors. The summer school will involve plenary lectures and discussions, reading sessions, smaller group discussions and panel debates. Only the latter will be open to the broader public. |
17.-19.6.19: Benjamin-LecturesDemocracy and It's Crisis |
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18 - 20 Uhr Emil-Fischer-Hörsaal. Hessische Str. 1–2, 10115 Berlin
Im Juni 2019 findet unter dem Namen Walter-Benjamin-Lectures erstmals eine neue, hochkarätige Vorlesungsreihe am Humanities and Social Change Center Berlin an der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Den Auftakt dieses sich jährlich wiederholenden Formats gibt der renommierte kanadische Philosoph Charles Taylor. An drei aufeinander folgenden Abenden (17. bis 19.06.) wird er zu „Democracy and its Crises“ vortragen und dabei Verfallsphänomene gegenwärtiger Demokratien wie Vertrauensverlust, Xenophobie und Ausgrenzungen, aber auch mögliche Wege aus der Krise beleuchten. Charles Taylor zählt zu den bedeutendsten Denkern der Gegenwart. Allein sein Frühwerk zur lebensweltlichen Einbettung von Erkenntnis steht in den Sozialwissenschaften nachgerade für einen Paradigmenwechsel. Ausgehend von seiner einflussreichen Neu-Lektüre Hegels wandte sich Taylor anschließend einem atemberaubenden Forschungsprogramm zu: Die Widersprüche der Moderne aus deren innerer Entwicklung, aus deren Verengungen und Vereinseitigungen heraus verständlich und überschreitbar zu machen. Dieses Projekt entfaltete er in zwei monumentalen Werken, die sich der Geschichte des Selbst und der Säkularisierung widmen. In jüngerer Zeit brachte Taylor das Motiv ausgeblendeter geteilter Grundlagen – sei es an Werten, an Vorstellungswelten oder sozialen Beziehungen – mit Fortschritten und Fehlentwicklungen demokratischer Gesellschaften zusammen. Die in die Benjamin-Lectures mündende Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Krisen und Erschütterungen der Demokratie versprechen somit hochaktuelle und philosophisch fundierte Situationsdeutungen. 17. Juni „Losing Faith in Democracy“ 18. Juni „Xenophobia and polarization” 19. Juni „What can be done?“ Alle drei Lectures finden im Emil-Fischer-Hörsaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Hessische Str. 1-2 jeweils ab 18 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
Die Benjamin-Lectures sind nach dem in Berlin geborenen Philosophen Walter Benjamin benannt und seinem Anspruch verpflichtet, katastrophalen historischen Tendenzen intellektuell Stand zu halten und politisch entgegen zu arbeiten. Mehr Informationen zu dem Format finden Sie hier. |
7.6.19 Critical Theory RoundtableIs There Another People? |
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18:00 - 21:00 Uhr Senatssaal Unter den Linden 6.
Critical Theory Roundtable with Andrew Arato (New School for Social Research, New York), Jean Cohen (Columbia University, New York) and Oliver Marchart (Universität Wien). The event is organized by Rahel Jaeggi (Humbolt-Universität zu Berlin) and Victor Kempf (Humboldt-Universität zu Berlin). “The People” has become a central concept in political discourse again. All around the globe, movements are on the rise that attempt to reclaim popular sovereignty after decades of elitist government. The“populist moment” often comes along with exclusivist definitions of “the people” and phantasms of homogeneity and embodiment that openly attack the pluralist constitution of modern democracy. Accordingly, any reference to “the people” seems to be inherently repressive and thus deeply conflicting with aspirations of emancipatory politics, as many liberal analysts argue. However, there are also discourses that try to recuperate a revolutionary and subaltern meaning of “the people” and to free it from its nationalist and racist distortion. From this radical-democratic perspective that goes back to the “constituting power” of the French Revolution, constructing a polemical people from below is indispensable for countering both neoliberal expertocracy and authoritarian forms of populism. The controversy about how to evaluate the concept of “the people” evolves around pressing political questions that are in need of further theoretical reflection. Is it possible to distinguish an emancipatory, inclusive and subaltern people from a reactionary, nationalist and exclusive one that is based on the privilege of identity? Or are both ways of defining the demos deeply entangled with each other, both historically and conceptually? How do radical-democratic notions of a subaltern and subversive people relate to issues of migration, human rights and deliberative democracy? Do they risk to just mirroring right-populist paradigms, repeating the antagonistic logic of identity in a more socialist manner? Or does the “negativistic” approach of constructing a people that speaks from a subaltern or counter-hegemonic position make a qualitative difference regarding the inclusiveness, plurality and foundation of political community? |
Call for Papers:International Critical Summer School 2019.Democracy and Social Unreason |
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Democracy is in crisis. Various phenomena such as the electoral success of authoritarian leaders, distrust in public institutions and media, rising social tensions, neo-nationalism and reactionary family politics certify this. But what are the underlying reasons for such developments? Is this crisis democracy’s own crisis, or does it originate elsewhere in the social order? In the early Frankfurt School, analyses of regressive tendencies aimed at tracing political pathologies back to underlying social contradictions, questioning the very compatibility of liberal democracy and late capitalism. Even critiques of individual aspects, such as the authoritarian character, were primarily meant to criticize the societies which produce such effects. Irrationality, as well as reason itself, was attributed not just to individual persons, but also to their collective way of organizing life. But what does it mean to speak of actual and potential reason in society? The idea originated in Hegel’s reconstruction of ethical life and influenced later materialist and sociologist theories of society, which located rationality in societal differentiation, cooperation and integration. However, both the assumption of a systemic cohesion of society in its totality and the ideal of a fully rational order are theoretically demanding and have on various occasions been questioned by critical theorists themselves. In the face of evident unreason, a new assessment of our frameworks for theorizing modern societies and their ensuing criteria for rationality seems pressing and can draw from the strengths of both social and political analyses. Besides classics such as Hegel, Marx, Durkheim, Horkheimer and Adorno we will study contributions by leading contemporary theorists of democracy and society, several of which will be present as instructors. The summer school will involve plenary lectures and discussions, reading sessions, smaller group discussions and panel debates. Only the latter will be open to the broader public. To apply for participation, graduate students and junior scholars are invited to submit a precis of their take on core concerns of democracy, social pathologies and irrationality and a CV (each document 1 page max.). The precis should show which particular background knowledge and systematic positions the applicants would contribute to our joint discussions. Deadline for applications: March 15th 2019, by email to: CTsummerschool@hu- berlin.de There is no fee for the Summer School, but participants have to fund their own travel, accommodation and catering. Instructors: Andrew Arato (New School, NY), Jean Cohen (Columbia University), Fabian Freyenhagen (Essex University), Rahel Jaeggi (HU Berlin), Regina Kreide (Universität Gießen), Frederick Neuhouser (Columbia University, NY). Organizers: Rahel Jaeggi, Eva von Redecker, Isette Schuhmacher, Susann Schmeißer (HSC/Humboldt-University Berlin) in cooperation with the Frankfurt Institute for Social Research and the New School for Social Research (Alice Crary). You can download the Call for Participation here. FAQs will be available on our website shortly. |
13.2.19 Critical Theory at Work. Exodus oder dialektische Negation.Paradigmen der Kapitalismuskritik im Widerstreit. |
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Book Launch und Diskussionsabend mit Victor Kempf (HU), Eva von Redecker (HU) und Daniel Loick (GU Frankfurt / Uni Erfurt). 18:15 - 20:15, Unter den Linden 6, Raum 1070 Der "Exodus" aus den Vermittlungsfiguren der bürgerlichen Gesellschaft ist zu einem populären Ansatz der radikalen Kapitalismuskritik geworden. Doch wodurch ist diese Fundamentalzurückweisung einer immanenten Einklagung der Freiheits- und Gleichheitsversprechen des modernen Marktes genau begründet? Sind die bürgerlichen Kerninstitutionen des Eigentums und des Tausches selbst bereits mit einer unüberwindbaren Klassenstruktur versehen, wie neomarxistische Kritiker behaupten? Oder liegt das Problem in einer historischen Unterordnung des "gleichen Tausches" unter asymmetrische Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse, die es gesellschaftstheoretisch zu rekonstruieren und politisch zu durchbrechen gilt? In seiner sozialphilosophischen Studie argumentiert Victor Kempf für letztere Option, auch weil der kommunistische "Exodus" aus dem bürgerlichen Tauschmodell seinen normativen Preis hat.
Anlässlich der Publikation seiner Dissertation stellt Victor Kempf seine Überlegungen zur zeitgenössischen Kapitalismuskritik zur Diskussion. Eva von Redecker wird hierauf mit einem Kommentar antworten. Daniel Loick moderiert die Veranstaltung. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Mehr Informationen finden Sie hier. |
9.1.19 Critical Theory in ContextKrise, Kritik und Zukunft des Sozialstaats |
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Im Rahmen der Reihe „Critical Theory in Context“ (Lehrstuhl für Sozialphilosophie/Center for Humanities and Social Change, HU Berlin) diskutieren Claus Offe (Professor Emeritus of Political Sociology an der Hertie School of Governance) und Stephan Lessenich (Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München) Fragen nach der Krise, Kritik und Zukunft des Sozialstaates. Die Veranstaltung findet am 09.01.2019 von 18-21 Uhr in der Vierten Welt statt, der Eintritt ist frei. Der Sozialstaat bildet in institutioneller und normativer Hinsicht ein zentrales Element moderner westlicher Gesellschaften. Seine Herausbildung stellte historisch betrachtet einen enormen sozialen Fortschritt dar: Mit der Einführung sozialer Bürgerrechte und Sicherungsleistungen wurde den Bürgern ein Anspruch auf ein Mindestmaß an sozialer Gleichheit und Teilhabe gewährt und so einem krassen Pauperismus entgegengewirkt. Als eine Vermittlungsinstanz zwischen Demokratie und Kapitalismus trägt der Sozialstaat damit sowohl zur sozialen Integration in die Gesellschaft als auch zum funktionsfähigen Zusammenwirken der verschiedenen Gesellschaftsbereiche bei. Nun befindet sich der Sozialstaat schon länger in einer Krise, die nicht zuletzt auch von einer von links geäußerten Kritik gegenüber ihm mitgetragen wurde. Dies erklärt sich unter anderem dadurch, dass viele der Errungenschaften, die das wohlfahrtsstaatliche Arrangement bot, aufs Engste mit negativen Folgen verbunden waren. So etwa gehörten zur sozialen Sicherung und Integration immer schon Mechanismen der sozialen Kontrolle, Normierung, Standardisierung und des Ausschlusses von bestimmten Teilen der Bevölkerung. Hinzu treten neue Herausforderungen im Zuge einer neoliberalen Umgestaltung und globalisierten Welt, die die normative Institution des Sozialstaats in ihrer Geltung aushöhlen und infrage stellen. Gewachsene Problemlagen und sozialstaatliche Lösungsangebote geraten so immer mehr in ein Missverhältnis, das die Frage nahelegt, ob es sich bei dem Sozialstaat um ein historisch ‚überlebtes‘ Gebilde handelt oder nicht doch die Notwendigkeit besteht, diesen – und seine emanzipatorischen Aspekte – zu verteidigen und dabei neu zu denken. |
Veranstaltungen, Tagungen und Workshops 2018
19.12.2018 Critical Theory in Context: Barrikadengespräch Aneignung und Enteignung: Zur Wohnungsfrage |
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„Die Häuser denen, die drin wohnen“ ist eine griffige Formel aus der Hausbesetzer-Bewegung und die Vorstellung, dass Häuser zum Wohnen da seien, scheint unstrittig. Da Immobilien aber auch als Geldanlagen und Spekulationsobjekte genutzt werden, kommt es derzeit in vielen Metropolen zu Auseinandersetzungen darüber, wie überhaupt noch sichergestellt werden kann, dass Häuser bewohnbar oder Mieten bezahlbar bleiben. Damit aber sind ganz generelle Fragen angesprochen: Was macht es aus unseren Städten, wenn Wohnraum immer unumschränkter zur Ware wird? Wie legitim ist das Eigentumsverhältnis in Bezug auf Grundgüter und öffentliche Güter überhaupt? Zur Debatte stehen aber auch konkrete politische Handlungsspielräume: Wie lässt sich die im Grundgesetz festgehaltene Gemeinwohlbindung des Eigentums konkret institutionell durchsetzen? Und welche Erfahrungen gibt es mit Maßnahmen gegen die Verdrängung von Bewohnerinnen aus ihren Vierteln? Bei unserem Barrikadengespräch bringen wir eine einzigartige Gesprächskonstellation zusammen. Jenny Weyel aus New York wird das von ihr verantwortete Pilotprojekt gegen Mieter-Verdrängung der New Yorker Stadtverwaltung vorstellen und mit Canan Bayram, der direkt gewählten grünen Bundestagsabgeordneten für Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg (Ost), über die progressivsten Vorstöße in der Berliner Wohnungspolitik diskutieren. Daniel Loick, derzeit Fellow am HSC Berlin Center, kommentiert den Austausch vor dem Hintergrund seiner Überlegungen zu einer Theorie der Ent-Aneignung. Organisiert von: Rahel Jaeggi und Eva von Redecker (Center for Humanities and Social Change, Humboldt-Universität zu Berlin) Ort: Vierte Welt, Adalbertstraße 4, Galerie 1. OG. 18:00-21:00 Uhr |
17.-18.12.2018 Critical Theory at Work: Workshop: Problems of Property |
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Property is a key institution both in the capitalist economy and in liberal political orders. Property law regulates access to material goods as well as symbolic status, it is seen as the foundation for personal liberty and political legitimacy, and it mediates our relation to the world of objects. While many critical discussions concern the question of the distribution of goods, this workshop investigates problems arising with the specific form and function given to property in modernity. How to account for the social ontology and societal function of property? What is the genealogy of the modern, Western understanding of property and which shifts can we observe in the present? How paradigmatic are notions of ownership to concepts of personhood and subjective rights? Could the emancipatory potential of property be preserved without prolonging the dispossession and domination implicated by it? Speakers include: Carol Rose, Silke van Dyk, Daniel Loick, Bertram Lomfeld Organized by: Rahel Jaeggi and Eva von Redecker (Center for Humanities and Social Change, Humboldt University Berlin) Ort: Senatssaal (HU), Unter den Linden 6, 10099 Berlin. |
16.10.2018 Critical Theory Roundtable: Multiple Krise und Krisenbewältigung. Eine Diskussion mit Alex Demirovic |
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Eine Welt im Krisenmodus. Der Begriff der Krise hat sowohl im öffentlichen als auch wissenschaftlichen Diskurs Konjunktur. Zu einer Leitkategorie gesellschaftlicher Reflexion avanciert, dient er der Beschreibung und Bewertung bestimmter disruptiver Entwicklungen und Dynamiken moderner Gesellschaften. Augenscheinlich ist dabei, dass sich gegenwärtig nicht nur die Krisendiagnosen mehren. Ebenso ist eine Tendenz zu beobachten, ganz unterschiedliche Phänomene und Bedeutungen mit dem Begriff zu verbinden wie auch Krisen als einen Dauer- und Normalzustand zu interpretieren. Welche spezifisch analytisch-normative Aussagekraft hat also der Krisenbegriff? Wie kann er sinnvoll verwendet und geschärft werden, um gegenwärtige Krisen nicht zu verharmlosen, sondern ihre spezifische Dynamik besser sichtbar zu machen und zu verstehen? Alex Demirovic argumentiert anschließend an die marxistisch-materialistische Tradition für ein Verständnis von multipler oder Vielfachkrise. Als ein umfassendes gesellschaftliches Phänomen im neoliberalen Finanzmarktkapitalismus seien Krisen nicht nur auf den Bereich der Ökonomie zu beschränken. Ein nicht-verkürzter Krisenbegriff erfordere vor allem die Querverbindungen und unterschiedlichen Wirkungszusammenhänge der Krisenprozesse zu analysieren wie auch die herrschaftsförmigen selektiven Krisenbewältigungen als Faktor der Krise selbst in den Blick zu nehmen. Organisiert vom Lehrstuhl für Sozialphilosophie der HU und dem Center for Humanities and Social Change. Moderiert von Isette Schuhmacher |
4.7.2018 Critical Theory in Context meets Berliner Korrespondenzen: Authorianism - Rule or Exception? Discussion with Seyla Benhabib und Zeynep Gambetti |
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Moderation: Esra Kücük und Rahel Jaeggi
Maxim Gorki Theater. Am Festungsgraben 2, 10117 Berlin. Organized by the Center for Humanities and Social Change, HU Berlin, in cooperation with the Maxim-Gorki-Theater. |
25.-27.05.2018 Internationale Tagung "Emanzipation" |
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Vom 25. bis zum 27. Mai 2018 fand in Berlin die internationale sozialphilosophische Tagung „Emanzipation“ statt. Sie wurde von der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Center for Humanities & Social Change an der HU Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Menschenrechtsorganisation medico international e.V. veranstaltet. In den drei Plenarveranstaltungen und zwölf Kolloquien diskutierten führende Wissenschaftler*innen und Intellektuelle aus aller Welt, darunter Seyla Benhabib, Wendy Brown, Didier Eribon, Nancy Fraser, Sally Haslanger, Christoph Menke, Charles W. Mills, Chantal Mouffe, Milo Rau, Hartmut Rosa, Gesine Schwan (u.v.a.).
Informationen, Pressestimmen, Fotos finden Sie hier. Please click here for further information, press comentaries and impressions. |
15.-20.07.2018 International Summer School Critical Theory 2018. Re-thinking Ideology |
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Why do people often accept, and even embrace, social and political conditions that seem to run counter to their own interests? How is it possible that we sometimes support forms of domination with our ways of behaving and thinking without intending or even realizing it? One answer to these questions refers to the notion of ideology. Ideologies are more or less coherent systems of practices and beliefs that shape how individuals relate to their social reality in ways that distort their understanding of what is wrong with that reality and thereby contribute to its reproduction. The summer school will seek to clarify the meanings and theoretical roles of ideology, as the concept has been prominently developed from the writings of Marx via Critical Theory in the tradition of the Frankfurt School to more recent debates in feminism and analytic philosophy. Key contemporary protagonists of ideology critique like Sally Haslanger, Robert Gooding-Williams, Axel Honneth, Alice Crary, Karen Ng, Titus Stahl, Robin Celikates, Martin Saar and Rahel Jaeggi will be present at the summer school and facilitate debates both of key texts from canonical authors and of their own systematic positions. We will discuss questions such as: What is ideology and in which sense are ideologies false or deficient? How do ideologies come into existence and how do they function? On which basis and from which standpoint can ideologies be criticized? What is the continuing relevance of the notion of ideology for a critical understanding of our social and political reality and especially of phenomena such as racism, sexism, neoliberalism and right-wing populism? How does ideology critique compare to other modes of immanent criticism, such as genealogy, performative critique and rational reconstruction? And how can the significant methodological, theoretical and normative challenges to traditional understandings of ideology be addressed?
The summer school will involve plenary lectures and discussions, reading sessions, smaller group discussions and panel debates in order to stimulate debates across paradigms. To apply for participation, graduate students and junior scholars are invited to submit a precis of their take on core concerns of ideology critique and a CV (each document 1 page). The precis should show which particular background knowledge and systematic positions the applicants would bring to our joint discussions. Deadline for applications: March 15th 2018, by email to: CTsummerschool@hu-berlin.de There is no fee for the Summer School, but participants have to fund their own travel, accommodation and catering. Instructors: Robin Celikates (University of Amsterdam), Alice Crary (Oxford/New School), Robert Gooding-Williams (Columbia), Sally Haslanger (MIT), Axel Honneth (Columbia/IfS), Rahel Jaeggi (HU Berlin), Karen Ng (Vanderbilt), Martin Saar (Goethe University Frankfurt), Titus Stahl (Groningen). Organizers: Rahel Jaeggi, Eva von Redecker, Isette Schuhmacher (Humboldt University Berlin), Robin Celikates (University of Amsterdam), Martin Saar (Goethe University, Frankfurt) in cooperation with the Frankfurt Institute for Social Research and the New School for Social Research. |
08.02.2018 Critical Theory in context Zur Rekonstruktion und Aktualität der Theorie des autoritären Charakters |
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Von #hatespeech über #fakenews, Reichsbürgertum und Rechtspopulismus bis hin zum US- Präsidenten – die Weltlage scheint so sehr aus den Fugen geraten, dass sich kaum eine Debatte ihrem Sog entziehen kann. Dass zur Erklärung dieser Phänomene mehrere Ebenen der Analyse ineinandergreifen müssten, ist weitgehend unbestritten: Milieu und Herkunftsgeschichte der Beteiligten, die Struktur der Öffentlichkeit sowie Affektmuster und Urteilsformen dürften – neben vielen anderen Aspekten – eine Rolle spielen. Mit der Theorie des autoritären Charakters beziehungsweise der autoritären Persönlichkeit ist, ausgehend von Arbeiten des Instituts für Sozialforschung und der University of California in den 1930er und 1940er Jahren, ein bis heute einflussreiches Paradigma entwickelt worden, um diese Dimensionen miteinander in Verbindung zu bringen. Umso mehr muss die Beobachtung irritieren, dass es gegenwärtig eher am Rand als im Zentrum des Diskurses zu operieren scheint. Trifft diese Wahrnehmung überhaupt zu? Wenn ja: Welche Gründe kämen dafür in Betracht? Sind beispielsweise die tiefenpsychologischen Zutaten des Theoriestrangs aktualisierungsbedürftig bzw. aktualisierbar? Formen die Sozialisationsbedingungen von heute Subjekte, an denen das Konzept des autoritären Charakters vorbei geht? Was lässt sich andererseits möglicherweise nur (oder besonders überzeugend) unter Rückgriff auf Theorien an der Schnittstelle von Soziologie, Psychologie und Philosophie zeigen? Kurzum: Wie aktuell ist die Theorie des autoritären Charakters? Diese und verwandte Fragen wurden im Rahmen der Reihe „in Context“ des Lehrstuhls für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin am 8. Februar von und mit Oliver Decker (Leipzig), Jan Weyand (Erlangen) sowie Eva-Maria Ziege (Bayreuth) in der „Vierten Welt“ diskutiert. Die Veranstaltung wurde organsiert von Selana Tzschiesche und Jan-Philipp Kruse. |
2017
30.11.2017 Critical Theory in context "Zurück zur Klassenfrage? Soziologische Perspektiven auf den Erfolg der neuen Rechten" mit Cornelia Koppetsch und Silke van Dyk |
17.05.2017 Critical Theory Workshop "The moral basis and expressive role of distributive principles" with Daniel Brudney |
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Workshop „The moral basis and expressive role of distributive principles“ with Daniel Brudney (University of Chicago) |
16.02.2017 Critical Theory Roundtable Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne - Oliver Nachtwey |
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„Die Moderne entwickelt sich weiter, aber gleichzeitig zurück.“ Wir befinden uns in Zeiten eines fundamentalen Wandels westlicher kapitalistischer Gesellschaften: Die ‚soziale Moderne‘, die für sozialen Aufstieg und Integration stand, ist vergangen und an ihre Stelle eine Gesellschaft des sozialen Abstiegs, der Prekarität, verschärfter Krisen und Konflikte getreten.
Oliver Nachtwey entwickelt in seinem jüngst erschienenen Buch diese These einer regressiven Modernisierung von Errungenschaften der sozialen Moderne. Dabei zeichnet er die Erosionsprozesse auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen eindrücklich nach und beschreibt, wie mit „Sozialstaat, Normalarbeitsverhältnis, und sozialem Aufstieg“ auch das demokratische Gemeinwesen mit seinem Versprechen auf soziale Teilhabe und Integration in seiner „Geltung ausgehöhlt“ werde. All dies mag uns nicht neu erscheinen. Auf bemerkenswerte Weise allerdings schildert Nachtwey eine Krise moderner Gesellschaften in ihrer Breite, ihren Auswirkungen auf das Entstehen neuer Protestbewegungen - dem ‚neuen Aufbegehren‘ - und reaktualisiert dabei ein Vokabular der frühen Kritischen Theorie, die ihrerseits ‚kapitalistische` Entwicklungen auf die ihnen eingeschriebenen regressiven Tendenzen hin befragt hat.
Oliver Nachtwey wird im Rahmen der Reihe Critical Theory in context des Lehrstuhls für Sozialphilosophie zu Gast sein und sein Buch „Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne“ diskutieren. Micha Brumlik und Regina Kreide eröffnen die Diskussionsrunde mit einem einleitenden Kommentar.
(Treppe zum Café Kotti hinauf, auf der Galerie nach rechts, am Wettbüro vorbei, über die Adalbertstr., durch die Gittertür, nach ca. 100m das letzte Ladenlokal.) |
2016
09.12.2016 Workshop - Flucht, Migration, Grenzen |
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Der Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin veranstaltet am 09. Dezember 2016 einen Workshop zum Thema „Flucht, Migration, Grenzen“ mit Andreas Cassee, Jan Brezger, Christoph Menke und Julia Schulze Wessel. Um Anmeldung bis zum 05.12. wird gebeten unter: workshops.sozialphilosophie@hu-berlin.de Die Preisfrage der Gesellschaft für Analytische Philosophie: „Welche und wie viele Flüchtlinge müssen wir aufnehmen?“ scheint mit der Frage die mögliche Antwort schon vorzuformen: Sie setzt die Existenz des Nationalstaats als einer politischen Einheit, mit dem Recht, über Ein- und Ausschluss – und genereller die Bedingungen der Mitgliedschaft – zu entscheiden, bereits voraus. Nun hat Hannah Arendt in ihrer erschreckend hellsichtigen Betrachtung bereits früh darauf aufmerksam gemacht, dass angesichts des sogenannten Flüchtlingsproblems nicht nur unser moralisches Empfinden, sondern die Grundelemente unseres politischen Bezugssystems ins Wanken geraten sind. Die Fragen von Inklusion und Exklusion, das Verhältnis von Nationalstaat, politischer Gemeinschaft, politischer Zugehörigkeit und Solidarität müssen in diesem Sinne neu diskutiert werden. Auch stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Engführung der philosophischen Diskussion auf normative Fragen ist und ob sich diese überwinden lassen, wenn man mit sozialtheoretischen und kulturwissenschaftlichen Ansätzen – von den Critical Border Studies zur soziologischen Migrationsforschung – Positionen mit einbezieht, die die Handlungsfähigkeit der Betroffenen adressieren und die Veränderung des globalen sozioökonomischen Geflechts zum Thema machen. Der Workshop ist ein Versuch, zu einem uns politisch bewegenden Thema auch theoretisch “Grund unter den Füßen” zu bekommen und die verschiedenen Interventionen theoretisch zu vermessen. Dieser eintägige Workshop möchte inhaltlich und methodisch kontroverse Positionen miteinander ins Gespräch bringen: Jan Brezger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Praktische Philosophie und Didaktik der Philosophie an der HU Berlin, Andreas Cassee, Visiting Fellow der Kollegforschergruppe "Justitia Amplificata" an der FU Berlin, Christoph Menke, Professor für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt/M., Julia Schulze Wessel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte der TU Dresden.
Bitte beachten Sie: Kommentare und Diskussion finden auf Grundlage der vorher versendeten Texte statt. Die Texte werden an die angemeldeten Teilnehmer*innen verschickt. Um Anmeldung bis zum 05.12. unter: workshops.sozialphilosophie@hu-berlin.de wird gebeten. Veranstalter: Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin, organisiert von Rahel Jaeggi und Isette Schuhmacher Zeit: 09.12.2016,15-20 Uhr Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Luisenstraße 56, Festsaal Luisenstraße
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05.07.2016 "Die Aktualität des Sozialismus" Podiumsdiskussion mit Axel Honneth, Christoph Menke, Gesine Schwan und Sahra Wagenknecht |
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Gehört das Projekt des Sozialismus zurück auf die Agenda einer progressiven linken Politik? In seinem neuen Buch Die Idee des Sozialismus bejaht Axel Honneth diese Frage. Soziale Freiheit, so Honneths These, ist „die eigentliche Idee des Sozialismus“. Mit seiner Neubestimmung der normativen und gesellschaftstheoretischen Grundlagen einer genuin demokratischen sozialistischen Politik eröffnet Honneth so die Vision einer sozialistischen Transformation der Gesellschaft auf dem Wege demokratischer Experimente.
Auf dem Podium wollen wir den politischen Gehalt dieser Thesen – und genereller: die Zukunft eines sozialistischen Projekts – mit VertreterInnen aus Politik und Wissenschaft diskutieren. Axel Honneth wird seine Thesen in einem kurzen Vortrag vorstellen, gefolgt von Kommentaren von Christoph Menke, Gesine Schwan und Sahra Wagenknecht und einer öffentlichen Diskussion.
Die Veranstaltung wird organisiert von Rahel Jaeggi und Lukas Kübler, Lehrstuhl für Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie der HU Berlin. Gefördert wird die Veranstaltung freundlicherweise von der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft und dem Suhrkamp Verlag.
Kontakt: workshops.sozialphilosophie@hu-berlin.de Weitere Informationen finden Sie hier. |
2015
11.-12.12.2015 "Leben im Kapitalismus - Kapitalismus als Lebensform?". |
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Der Begriff der Lebensform hat Konjunktur – sowohl in der sozialphilosophischen, als auch in der sozialwissenschaftlichen und ethnologischen Forschung. Er scheint daher prädestiniert, um einen interdisziplinären Dialog über die Lebensweise in unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu führen. Der Workshop lädt daher Vortragende aus Philosophie, Soziologie und Ethnologie ein, gemeinsam über das Thema „Leben im Kapitalismus – Kapitalismus als Lebensform?“ zu diskutieren. Konkret fragt der Workshop danach, inwiefern mit dem Konzept der Lebensform die kapitalistische Lebensweise im 21. Jahrhundert kritisch analysiert und eine emanzipatorische Perspektive gewonnen werden kann. Dementsprechend zentrieren sich Vorträge und Diskussionen um die folgenden drei Fragestellungen: (1) Wie lässt sich das analytische Potenzial des Lebensformkonzepts schärfen? Welche philosophische Tradition (Lebensphilosophie, Wittgenstein, Kritische Theorie) kann welchen Beitrag zur analytischen Schärfung des Konzepts beitragen? Wo liegen die spezifischen Stärken bzw. Schwächen des Konzeptes? Gegenüber welchen alternativen Konzepten (z.B. Lebensführung, zoe und bios) lässt sich der Begriff der Lebensform konturieren? (2) Welche Form der Kritik ermöglicht das Lebensformkonzept? Inwiefern kann der Begriff der Lebensform dazu beitragen, Missstände und Fehlentwicklungen der kapitalistisch organisierten Gesellschaft zu benennen und zu kritisieren? Welche Form der Kritik wird durch den Begriff der Lebensform möglich? Welche Praxis der Kritik geht mit dem Begriff einher? (3) Besitzt das Lebensformkonzept ein spezifisches emanzipatorisches Potenzial? Welches spezifisch emanzipatorische Potenzial besitzt das Lebensformkonzept? Trägt der Begriff der Lebensform in gesonderter Weise dazu bei, alternative Lebensweisen zu beschreiben und in ihrer Widerständigkeit zu stärken? Der Workshop schließt an die Serie von „Nikolaus-Workshops“ an, die bereits im Dezember 2013 (Markets and Morals) und im Dezember 2014 (Rethinking Property) zu aktuellen wirtschaftsphilosophischen Fragen an der Humboldt Universität zu Berlin durchgeführt wurden. Die Anzahl der TeilnehmerInnen ist begrenzt. Aus diesem Grund ist eine Anmeldung über die Adresse sozphiws@hu-berlin.de bis zum 30. November 2015 erforderlich. Anschließend erhalten die TeilnehmerInnen weitere Informationen und Textmaterial zum Workshop. Vortragende: Federica Gregoratto (St. Gallen), Andrea Vetter (Berlin), Friederike Bahl (Hamburg), Barbara Muraca (Oregon), Francesca Raimondi (Düsseldorf), Tilman Reitz (Jena), Jan Müller (Darmstadt) und Lukas Kübler (Berlin) |
2014
24.-25.11.2014 "Rethinking Property" |
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Kritische Perspektiven auf ein Klassisches Konzept Mit Eigentum wird ein Bündel von sozialen Praktiken bezeichnet, das den Zugang zu begehrten Gütern regelt. Die daraus resultierenden Eigentumsordnungen bestimmen die soziale Ontologie einer Gesellschaft. Wer mit welchen Dingen was tun darf, prägt wesentlich das institutionelle Gefüge einer Gesellschaft und die konkreten Praktiken des sozialen Zusammenlebens. Fragen des Eigentums stehen daher immer wieder im Zentrum der öffentlichen Debatte: Was ist überhaupt Eigentum? Wann sind Besitz- und Eigentumsverhältnisse gerechtfertigt? Wer entscheidet über die vorgängige Grundstruktur der Eigentumsordnung? An diesen Fragen entscheidet sich, was in einer Gesellschaft unter Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verstanden wird. Gegenwärtig verändern sich die Eigentumspraktiken grundlegend. Die Debatten um geistiges Eigentum, die Patentierung von Genen oder die Kommodifizierung von Trinkwasser machen deutlich, dass das herkömmliche Konzept nicht in der Lage ist, diese Veränderungen zu erfassen. Arbeit am Begriff wird notwendig. Der Workshop „Rethinking Property“ leistet hierzu einen Beitrag, indem er drei Fragen diskutiert. Erstens: In welchem Wechselverhältnis stehen Eigentumspraktiken und philosophischer Begriff? Welche Beziehung besteht zwischen veränderten Eigentumspraktiken wie beispielsweise Sklaverei oder koloniale Landnahme und der philosophischen Reflexion? Zweitens: Welche Rolle kommt dem Begriff des Eigentums in der Sozialphilosophie zu? Welche Bedeutung hat der Begriff für eine allgemeine Gesellschaftsanalyse, beispielsweise bei Jean-Jacques Rousseau, John Locke oder bei John Stuart Mill? Und drittens: Wie müssen wir den Begriff des Eigentums neu denken, um aktuelle Phänomene wie die Commons-Bewegung oder die Share Economy erfassen zu können?
Vortragende sind: Brenna Bhandar (London), Klaus Dörre (Jena), Petra Gümplová (Gießen), Daniel Loick (Frankfurt a.M.), Christian Neuhouser (Dortmund), Robert Nichols (Berlin), Dirk Quadflieg (Frankfurt a.M.). |
14.-15.07.2014 "Soziale Pathologien" |
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Der Begriff der „sozialen Pathologie“ erfährt in der Sozialphilosophie gegenwärtig neue Aufmerksamkeit. Axel Honneth prägt den Begriff in seinem 1994 erschienenen Aufsatz „Pathologien des Sozialen: Tradition und Aufgabe der Sozialphilosophie“ in einer für die gegenwärtige Diskussion maßgeblichen Weise: Er versteht unter sozialen Pathologien Fehlentwicklungen bzw. Störungen der sozialen Bedingungen individueller Selbstverwirklichung. Indem die Sozialphilosophie negativistisch solche sozialen Pathologien in den Blick nimmt soll es möglich sein, auch unter Bedingungen eines modernen Pluralismus von Konzeptionen des Guten eine Gesellschaftskritik zu formulieren, die sich nicht in der Formulierung von Gerechtigkeitsgrundsätzen erschöpft, sondern zumindest einen „formaler Begriff des Guten“ einbezieht. Die klassischen Begriffe einer solchen Diagnose sind Begriff wie „Entfremdung“, „Verdinglichung“ oder „Anomie“. Indem sie sich maßgeblich an den zutage tretenden Störungen des sozialen Lebens orientiert, die die Selbstverwirklichung der Individuen beeinträchtigen, wird die Sozialphilosophie zur „Statthalterin einer ethischen Perspektive“. Unter dieser Perspektive lässt sich Honneth zufolge eine ganze Reihe von sozialphilosophischen Positionen in einen Problemzusammenhang stellen, die von Rousseau über Hegel, Marx, Nietzsche und die Frankfurter Schule bis zu Hannah Arendt, Michel Foucault und Charles Taylor reicht. Im Zentrum des Workshops werden die aktuellen Überlegungen Frederick Neuhousers (Columbia University, NYC, USA) stehen, die Zeitdiagnosen und sozialphilosophischen Konzeptionen von Rousseau, Hegel und Marx unter der Perspektive des Begriffs sozialer Pathologien zu interpretieren. Von diesen ausgehend soll dann der Gehalt des Konzepts „sozialer Pathologien“ und seine Produktivität für die sozialphilosophische Diskussion weiterführend thematisiert werden. Neuhouser knüpft hier an die in seinen beiden einflussreichen Monographien Hegel’s Social Theory: Actualizing Freedom (Harvard UP, 2000) und Pathologien der Selbstliebe: Freiheit und Anerkennung bei Rousseau (engl. 2008, dt. Suhrkamp 2012) und zahlreichen Aufsätzen entwickelten Untersuchungen an.
Organisiert von Prof. Dr. Rahel Jaeggi |
2013
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A Workshop on normative questions about markets
At least since Mandeville's infamous Fable of the Bees, friends and foes of markets have argued about their normative value and their compatibility with principles of morality. While economic theorizing has mostly focused on functional aspects of markets, normative philosophy asks about ways in which markets can be considered in their relation to principles and values. Doings this requires not only conceptual clarifications - What are markets? What is capitalism? - but also the exploration of those principles and values that are supported or undermined by markets. It also implies thinking about practical mechanisms for moralizing markets, and for embedding them in the structures of a just society. The workshop will discuss some of these questions in an interdisciplinary perspective. Speakers include Nancy Fraser, Sanjay Reddy, Lisa Herzog, Christian Neuhouser and Albena Azmanova. Organized by Prof. Dr. Rahel Jaeggi (Berlin), Prof. Dr. Stephan Gosepath (Berlin), Dr. Lisa Herzog (Frankfurt am Main), in Cooperation with Einstein-Stiftung Berlin
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2012
23.-24.11.2012: „Capitalism, Crisis, Critique“ - Ein Workshop mit Nancy Fraser |
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Angesichts der gegenwärtigen Krise, die sich laut Fraser nur als verständlich erschließt, wenn man ihre drei Facetten (ökologische Krise, Finanzkrise, Krise der sozialen Reproduktion) zusammenhängend betrachtet, schlägt sie eine kritische Erneuerung der Gesellschaftsanalyse von Karl Polanyi vor. Organisation:
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14.-16.6.2012: „Authorship and Ethical Living“ - Ein Workshop mit Sabina Lovibond |
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Sabina Lovibond hat sich an der Debatte um die Reaktualisierung der Tugendethik, wie sie seit den 1950er Jahren in der englischsprachigen Philosophie geführt wird, mit ihrem Buch „Ethical Formation“ wegweisend beteiligt. Sie entwickelt darin eine neoaristotelische Moralphilosophie und Theorie der Charakterbildung, die subjektkritischen Einwänden standhalten aber zugleich Raum für widerspenstige Praktiken lassen soll. Im jüngsten Werk, "Iris Murdoch, Gender and Philosophy" untersucht Lovibond ausgehend von der berühmten englischen Schriftstellerin die Frage danach, welchen Platz weibliches Philosophieren im größeren Rahmen des sozialen Imaginären einnehmen kann. Die Workshop-Diskussion soll sich auf Grundlage zuvor in einem Projektseminar verfasster Essays diesen beiden Büchern widmen und sie besonders hinsichtlich der Frage nach den Grundlagen der Kritik und der Theorie der "zweiten Natur" befragen. Organisation:
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2.2.2012: "Die Gegenwart der Freiheit" - Zeitdiagnose und Gesellschaftskritik in Axel Honneths "Das Recht der Freiheit" |
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Eine Podiumsdiskussion mit |
2.2.-3.2.2012: "Das Recht der Freiheit" - Buchworkshop mit Axel Honneth |
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Der Lehrstuhl für praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie veranstaltete am Donnerstag, dem 02.02. von 14-17 sowie am Freitag, dem 03.02.12. von 10-13 Uhr einen Buchworkshop mit Axel Honneth zu seiner jüngsten Veröffentlichung "Das Recht der Freiheit". Honneth unternimmt hier den ehrgeizigen Versuch, die Rekonstruktion der Kriterien sozialer Gerechtigkeit auf Grundlage der für die zentralen Institutionen westlich-liberaler Gesellschaften konstitutiven normativen Ansprüche mit einer umfassenden kritischen Zeitdiagnose zu verbinden. |
2011
16.11.2011: "Kritik der politischen Philosophie" - Buchworkshop mit Prof. Raymond Geuss (Cambridge) |
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Der Lehrstuhl für praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie veranstaltete am 16.11.2011 einen Buchworkshop mit Raymond Geuss.
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20.-22.5.2011: "Rethinking Marx - Philosophie, Kritik, Praxis" |
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Karl Marx und seine Bedeutung heute, Artikel Deutschlandfunk 26. Mai 2011 |
2010
20.1.2010: "Marketization, Social Protection, Emancipation: Toward a Neo-Polanyian Analysis of Second-Wave Feminism" - ein Vortrag von Nancy Fraser |
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Vortrag im Rahmen der Vorlesung "Grundprobleme der Sozialphilosophie" von Prof. Dr. Rahel Jaeggi. Nancy Fraser ist Henry A. and Louise Loeb Professor of Political and Social Science an der New School for Social Research (New York).
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